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Ein Tag in Itamba

Schulklasse
Eine alte Autofelge - unscheinbar steht sie auf dem Versammlungsplatz des Schulgeländes. Doch so unscheinbar wie sie aussieht, ist sie gar nicht; im Gegenteil! Sie strukturiert den Tagesablauf von mehr als 180 Schülern der Itamba Secondary School. Zum Klingen gebracht wird sie vom „Time Keeper“, einem verantwortlicher Achtklässler mit Uhr, der ein kleines Stück Holz kräftig gegen den Innenrand der Glocke schlägt und so durchdringenden Krach erzeugt. Das erste Mal geschieht das früh um sechs: der Weckruf für die Schüler. Jetzt haben sie eine Stunde Zeit, um sich zu waschen und anzuziehen. Theoretisch! Praktisch sieht es eher so aus, dass viele sich lieber noch einmal im Bett umdrehen, in dem es noch so schön warm ist. Darum sieht der Versammlungsplatz ziemlich leer aus, wenn die Glocke um sieben zum zweiten Mal läutet. Dann müssen die Schüler das Schulgelände und die Klassenräume sauber machen. Jede Klasse bekommt eine Aufgabe, die Aufgaben wechseln im Wochentakt. Dafür haben sie eine viertel Stunde Zeit, danach heißt es sammeln zum Fahnenappell. Inzwischen sind die Reihen etwas voller. Spätestens jetzt muss, wer immer noch nicht da ist, mit Strafe rechnen. Diese Zeit wird auf genutzt, um wichtige Ankündigungen zu machen, Schüler öffentlich zu bestrafen oder ihnen die Gelegenheit zu geben, ein vorher im Unterricht behandeltes Thema der gesamten Schule vorzustellen. Um halb acht fängt der Unterricht an.

Bis 10:10 Uhr dauern die ersten beiden Unterrichtsstunden. Danach ist Frühstückspause, in der die Schüler einen dünnen, süßen Maisbrei, Uji genannt, bekommen und sich um die Frauen aus dem Dorf scharen, die Mandazi (in Fett gebackene Brötchen) verkaufen. Das ist eine beliebte Nahrungsergänzung, denn laut Schülermeinung macht „Uji allein nicht satt, höchstens müde.“ Die Lehrer treffen sich währenddessen im Lehrerzimmer, um Tee zu trinken und mehr oder weniger wichtige Dinge zu besprechen. Nach einer halben Stunde wird der Unterricht bis um zwei fortgesetzt. Dann gibt es nämlich Mittagessen und damit endet offiziell der Schultag. Mais ist das wichtigste Grundnahrungsmittel in Tanzania, weshalb die Schüler auch jetzt wieder Maisbrei bekommen. Dieses mal aber in fester Form, ähnlich wie Polenta. Als Beilage gibt es rote Bohnen. Danach haben die Schüler Freizeit. Es kann aber passieren, dass sie für verschiedene Arbeiten, die auf dem Schulgelände anfallen, abkommandiert werden, wie z.B. Rasen mähen, oder dass ein Lehrer am Vormittag seinen Stoff nicht geschafft hat und deshalb den Unterricht nachmittags weiter  führt. Ansonsten können die Schüler die Zeit auch für Sport nutzen, oder zur Entspannung. Um sechs gibt es Abendbrot: wieder Maisbrei und Bohnen.

Um sieben beginnen die Abendandachten. Eine halbe Stunde lang haben die Schüler Gelegenheit, sich ihrer Konfession entsprechend zu treffen und gemeinsam zu singen, zu beten und zu tanzen. Die Teilnahme ist freiwillig, man darf der Andacht fern bleiben oder die einer anderen Religion besuchen. Protestanten, Katholiken, Freikirchler und Muslime leben hier friedlich zusammen.

Von halb acht bis halb elf sollen die Schüler selbstständig in ihren Klassenräumen lernen. Da meist kein Lehrer anwesend ist, wird es nicht von allen mit gleichem Enthusiasmus verfolgt. Manche nutzen die Gelegenheit auch, um zeitiger aufs Zimmer zu gehen oder mit ihren Mitschülern zu plaudern. Halb elf erklingt die Schulglocke zum letzten Mal, auf dass sich alle Schüler in ihre Schlafräume zurückziehen.

Doch von Schlaf kann dann noch lange nicht die Rede sein. Zu groß sind die Räume, zu viel gibt es zu diskutieren, so dass es noch Weilchen dauern kann, bevor wirklich Ruhe in Itamba einkehrt... Bis die Schulglocke den nächsten Tag einläutet.

Anna Fichtmüller